Hilfskonvois für Ukraine: „Es fehlt an allem“

Hilfskonvois für Ukraine: „Es fehlt an allem“

Michael Kröger in Kiew und Arne Bläsing in Leisterförde machen sich weiterhin für Transporte mit lebenswichtigen Gütern stark

Sascha Nitsche

Der Krieg in der Ukraine bestimmt noch jeden Tag die Schlagzeilen. Immer wieder neue Informationen über weitere Angriffe auf Städte und Dörfer gehen um die Welt. Die Betroffenheit über die gezeigten Bilder ist dabei jedes Mal aufs Neue groß. Alleine das Handeln, dieses Leid in irgendeiner Weise lindern zu wollen, scheint jedoch etwas abgeebbt.

Dieses Gefühl haben zumindest Michael Kröger und Arne Bläsing. Letzterer ist Chef der Firma Elbwild und befasst sich in dieser Funktion eigentlich damit, gutes Wildfleisch über das Internet an die Frau oder den Mann zu bringen. Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, hatte er allerdings nur einen Gedanken: „Ich wollte unbedingt helfen.“

Diese Hilfe sollte nachhaltig sein und länger andauern, als nur diesen Moment des Ausfüllens einer Banküberweisung für ein Spendenkonto. Natürlich erachtet Arne Bläsing auch diese Unterstützung als wichtig. Ihn haben Bekanntschaften allerdings auch dahin geführt, dass er mit einem Netzwerk von vielen Akteuren nun bestrebt ist, alle 14 Tage einen 40-Tonner voll mit notwendigen Hilfsgütern zu bepacken und dann in Richtung Kiew zu schicken.

Michael Kröger wurde in Kiew vom Krieg überrascht

Und hier kommt nun Michael Kröger ins Spiel. „Ich habe von einem alten Bundeswehrfreund den Kontakt zu Michael bekommen“, erinnert sich Arne Bläsing. Die Geschichte des Mannes, der Initiator der Website direkthilfe-ukraine.com und der damit verbundenen transporte in die Ukraine ist, bewegte den Elbwild-Chef dabei so sehr, dass er sich nur weiter für diesen Einsatz engagieren konnte.

„Michael stamm aus Norddeutschland, lebt seit einigen Jahren aber in Kiew. Er ist dort vom Krieg überrascht worden, hat seine Frau hierher in Sicherheit gebracht und organisiert seither Transporte mit Hilfsgütern“, fasst Arne Bläsing knapp zusammen.

Überall in der Ukraine werden Hilfsgüter benötigt. Michael Kröger gibt alles, um Lebensmittel, Hygieneartikel und Co. zu den Menschen zu bringen.FOTO: MICHAEL KRÖGER

Vier bis fünf solcher Fahrten habe es bis jetzt gegeben, überschlägt der Elbwild-Chef. Die Güter werden dabei dezentral gesammelt, dann von einem 40-Tonner abgeholt, bis nach Kiew gebracht und von dort aus von Michael Kröger in kleineren Transporten weiter verteilt.

Hier in Deutschland nutzt unter anderem Arne Bläsing die Plattform und die Kontakte, die er mit und durch Elbwild hat, um den Transport in die Ukraine immer voll zu bekommen. Lebensmittel, die nicht gekühlt werden müssen, sprich Reis, Nudeln oder Riegel, werden dabei ebenso benötigt wie Hygieneartikel und Babynahrung.

„Es sind sogenannte Hubs, also Lager, in ganz Norddeutschland installiert“, erzählt Arne Bläsing. Er selbst hat sein Lager an der A24 als einen von insgesamt elf Sammelpunkten zur Verfügung gestellt und ruft nun dazu auf, weiterhin zu spenden.

Die Firma Sweet Tec aus Boizenburg hat dies unlängst getan und einen vollen Anhänger Süßigkeiten gespendet.

Das ist wichtig. Denn: Der Krieg ist noch nicht vorbei und Hilfe wird jeden Tag benötigt. Das unterstreicht Michael Kröger während eines Aufrufes. Er ist aktuell wieder in Kiew, war in den letzten Tagen mit seinem Zwölftonner aber auch in Charkiw unterwegs und hat dort das Notwendigste an die Menschen gebracht. „Da hört man den ganzen Tag Explosionen“, berichtet Michael Kröger. Raketen würden ohnehin überall in der Ukraine fliegen.

Spenden können in Leisterförde abgegeben werden

Genau deswegen appellieren er und Arne Bläsing auch, dass der Krieg bei den Menschen außerhalb der Ukraine nicht zur Gewohnheit werden soll. Die Spendenbereitschaft muss weiterhin hoch sein. So erlebt Michael Kröger während seiner Touren immer wieder, dass es in der Ukraine wirklich an allem fehlt. Arne Bläsing sagt, dass Spendenwillige Güter gerne direkt bei ihm in Leisterförde in der Lüttenmarker Straße 1 abgeben können. Er kümmere sich dann um den Rest.

Michael Kröger hofft derweil noch auf Support durch Speditionen oder Logistiker, die die 30 Paletten, die alle 14 Tage in die Ukraine gebracht werden sollen, von Deutschland aus auf den Weg bringen können. „Wenn alle Stricke reißen, setze ich mich wieder in den Laster, hole das ab und fahre dann wieder hierher“, zeigt Michael Kröger noch immer voller Einsatz.